Wie du es schaffst besser, auf deine Bedürfnisse zu hören
Ein Jahr Pandemie reicht jetzt auch, oder?! Ich fühle mich manchmal hilflos den äußeren Umständen ausgeliefert, wo ich doch sonst gern aktiv die Schmiedin meines Glückes bin. Wer erlaubt sich zu sagen, dass meine Arbeit nicht systemrelevant sei? Für mich und mein System Familie ist sie es nämlich. Gefühlt habe ich meine Bedürfnisse – nach sozialem Kontakt, nach Nähe, nach Ruhe, nach einfach mal Chillen, nach Inspiration, nach Tanzen gehen – schon so weit runtergeschraubt, dass ich nur froh bin, wenn die Kita offen bleibt und ich arbeiten kann. So weit ist es schon. Im Grunde bin ich ja dafür, sich bei der Arbeit auch selbst verwirklichen zu können und strebe das an. Was mich aktuell aber daran stört, ist die Konzentration – vor allem gesellschaftlich – auf den reinen Wirtschaftsfaktor. Hauptsache das Rad bleibt am Rollen.
Was ist mit meinen Bedürfnissen? Die sollen dabei nicht auf der Strecke bleiben. Was sind Bedürfnisse, wie können wir besser auf unsere Bedürfnisse achten und warum ist es wichtig, sich selbst richtig zuzuhören? Das beleuchte ich in diesem Text.
Was sind eigentlich Bedürfnisse?
„Ein Bedürfnis ist das Verlangen oder der Wunsch, einem empfundenen oder tatsächlichen Mangel Abhilfe zu schaffen. … Beim Menschen ist ein Bedürfnis eine Persönlichkeitseigenschaft und wird Motiv genannt.“ (Stangl, W. (2021). Stichwort: ‘Bedürfnis – Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik’) Abgerufen am 26.03.2021.
Jeder Mensch hat unterschiedliche Motive, die unbegrenzt, wandelbar und von verschiedenen Bedingungen abhängig sein können und im Grunde individuell mehr oder minder dringlich sind. Abhängigkeiten können u.a. Erziehung, Alter oder Einkommen sein. Die Motive lassen sich zudem kategorisieren, auch Stangl macht dazu einen Vorschlag.
Ich finde nach wie vor die Einteilung des Herrn Maslow recht griffig, die ich noch aus meinem Psychologiestudium kenne. Von unten nach oben:
Überleben
Sicherheit
Zugehörigkeit
Individualität
Selbstverwirklichung
„Bedürfnisse bilden die Grundlage allen menschlichen Handelns, das ausgerichtet auf die Befriedigung dieser Bedürfnisse ist, und zwar sowohl der materiellen als auch der immateriellen. Jede Aktion basiert letztlich somit auf menschlichem Verhalten, das sich aus Erwartung, Einstellung und Erfahrung zusammensetzt.“
Stangl, W. (2021).
Was passiert, wenn wir unsere Bedürfnisse übergehen?
Eine Zeit lang ist es schon möglich über die eigenen Bedürfnisse hinwegzugehen. Eine Zeit lang kann ich es aushalten, meine engsten Freunde nicht unbeschwert treffen zu können. Ein gutes Beispiel ist auch das Bedürfnis nach Ruhe. Vielleicht kennst du das auch. Es gibt viele Anforderungen von außen und weniger Zeit, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Doch die Auswirkungen zeigen sich immer deutlicher körperlich und auch psychisch. Ob Schlafstörungen, Gereiztheit oder andere Symptome, wir fühlen uns unausgeglichen.
“Wir sind sehr im Außen und richten uns nach dem, was da von uns verlangt wird. Das müssen wir auch, weil wir sonst in dieser Gesellschaft gar keinen Platz finden. Und dabei lernen wir schon als Kinder, unsere Bedürfnisse zu unterdrücken und nehmen die Vorstellung, die wir verfolgen für wichtiger als die aus dem eigenen Körper kommenden Signale.“
Gerald Hüther im Interview auf focus.de
Gerald Hüther geht sogar davon aus, dass die derzeitige Unterdrückung des kindlichen Bedürfnisses nach Kontakt mit Gleichaltrigen Veränderungen am sich im Wachstum befindenden Gehirn hervorrufe. Schauerliche Vorstellung, denn niemand kann abschätzen, was das bedeutet in Zukunft. Um so wichtiger ist es, dass wir im Hier und Jetzt gut auf uns uns acht geben.
4 wichtige Fragen, wie du deine Bedürfnisse erkennst
Es ist ganz einfach und gleichzeitig doch so schwer. Mit dem Bewusstsein, wie wichtig es ist auf unser System Körper, Geist und Seele zu achten, sollten wir regelmäßig inne halten und Wahrnehmen. Auf unser Gefühl hören.
- Wie geht es mir gerade?
- Was fehlt mir?
- Was brauche ich?
- Wie kann ich gut für mich selbst und meine Bedürfnisse einstehen?
Die letzte Frage ist wohl die schwierigste von allen. Denn es nützt nichts, wenn wir immer weiter unsere Grenzen missachten. Wir müssen (lernen) uns selbst wieder richtig zuzuhören. Denn wir sind auch selbst in der Verantwortung für uns einzustehen und die richtigen Entscheidungen zu treffen, um gut für uns zu sorgen.
Charmant finde ich auch die Herangehensweise der Neuen Narrative. Wie gut ist mein Bedürfnis erfüllt? Du kannst dir dafür verschiedene Gläser vorsellen. Jedes steht für ein Bedürfnis und jedes Glas kann unterschiedlich gefüllt sein. So kannst du deinen momentanen Ist-Zustand erst einmal visualisieren und erkennen. Um dann im nächsten Schritt Maßnahmen einzuleiten, die dir gut tun.
Selbstfürsorge
Ich sorge für mich selbst. Nicht mein Partner, meine Partnerin oder meine Chefin oder sonst wer. Ich mache mein Wohlbefinden nicht von dem Verhalten Anderer abhängig.
Wenn wir nicht lernen selbst für uns einzustehen, kann das auf Dauer sehr belastend sein. Übernimm Verantwortung! Sei dir selbst ein guter Freund!
Eine gute Kommunikation kann dabei ebenfalls helfen, z.B. „hey, ich brauche mal eine Umarmung.“ So weiß die andere Person, wie sie am besten mit dir umgehen kann.
Beachte auch, es müssen nicht gleich alle Bedürfnisse auf einmal befriedigt sein. Nach und nach und frage dich, was ist jetzt dran? Was brauche ich jetzt wirklich?
Auch wenn ich immer noch das Bedürfnis nach Kontakt und Nähe verspüre, so kann ich dennoch gut für mich sorgen und mir mehr Zeit für mein Bedürfnis nach Entspannung und Ruhe zu erlauben. Womit ich wieder beim Anfang wäre, einfach mal chillen. Ein paar Tage frei machen, Seele baumeln lassen, nix tun müssen.
Sonne tanken – kleine Freuden genießen. Zuversicht.
Alles Liebe,
Veranstaltungstipp
In der Online 𝗜𝗺𝗽𝘂𝗹𝘀-𝗦𝗲𝘀𝘀𝗶𝗼𝗻 mit Manja und Katja des The-Purpose-Network am 22.04.2021 geht es darum:
★ deine eigenen Bedürfnisse zu erkennen (statt nur auf Bedürfnisse andere achten)
★ dir bewusst zu werden, worauf du selbst Einfluss nehmen kannst
★ deine Eigenverantwortung zu stärken
★ Ideen zu entwickeln, wie mehr Selbstfürsorge in deinen Alltag integriert werden kann
★ in den Erfahrungs-Austausch mit anderen zu kommen
★ Impulse und Life-Hacks für mehr Selbstfürsorge im Alltag zu erhalten
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