Frau mit Kopfhlrern, seitlich zu sehen, schaut auf Diskokugel

Alte Glaubenssätze über Berufung

Warum sie dich aufhalten, deinen Weg zu gehen

Wir alle tragen sie in uns – Sätze, die wir seit Jahren hören und irgendwann selbst glauben:
 

„Mach was Sicheres!“, 

„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“, 

„Ich bin nicht gut genug, ich muss erst noch eine Ausbildung machen, bevor ich …“

Sie wirken harmlos, klingen sogar vernünftig – und doch halten sie uns oft davon ab, das Leben zu führen, das uns wirklich entspricht. In diesem Beitrag geht es um veraltete Glaubenssätze rund um Beruf und Berufung – und warum es so entscheidend ist, sie zu erkennen und zu hinterfragen.

Was sind Glaubenssätze überhaupt?

Glaubenssätze sind tief verankerte Überzeugungen über uns selbst, über das Leben, über Arbeit, Erfolg, Sicherheit oder Glück. Wir übernehmen sie unbewusst – von unseren Eltern, Lehrer:innen, der Gesellschaft oder den Medien – und nehmen sie irgendwann als „Wahrheit“ hin. Es wird zur inneren Stimme, die zu uns im Erwachsenenalter spricht.
Sie laufen wie ein inneres Betriebssystem im Hintergrund. Und genau wie ein veraltetes Betriebssystem sorgen sie dafür, dass manche Dinge einfach nicht rund laufen – selbst wenn wir uns noch so anstrengen.

Wie Glaubenssätze unsere Berufswahl beeinflussen

Besonders rund um das Thema Beruf(ung) wirken Glaubenssätze oft wie unsichtbare Mauern. Sie bringen uns dazu, uns selbst kleinzuhalten, unsere Träume zu relativieren oder uns mit einem „ganz okayen“ Job zufriedenzugeben – obwohl da innerlich längst ein anderes Leben ruft. Oder sorgen dafür, dass unsere kreative Ader komplett erlahmt, weil unsere Eltern uns schon als Kind mitgaben, wir könnten nicht malen. Oder dass die „Flausen ja eh brotlose Kunst“ seien.

Einige typische Beispiele:

Mach was Sicheres.“
→ Und plötzlich scheint Sinn oder Freude ein Luxus zu sein. Dabei ist Sicherheit eine Illusion. Veränderung ist normal. Mach, was dir Freude macht.

Ich bin zu alt, um was Neues anzufangen.“

→ Wer sagt, dass das Alter relevant ist? Deine Erfahrung ist kein Makel, sondern dein größtes Kapital. Neuronale Plastizität funktioniert in jedem Alter, d.h. dein Gehirn kann immer Neues lernen. 

„Ich darf erst losgehen, wenn ich perfekt vorbereitet bin.“

→ So bleibt dein Mut garantiert in der Warteschleife hängen oder machst eine Weiterbildung nach der nächsten und kommst nicht ins Tun.

Warum du deine Glaubenssätze erkennen solltest

  1. Du wirst wieder handlungsfähig.
    Solange du unbewusst alten Regeln folgst, sabotierst du dich selbst. Wenn du deine Glaubenssätze kennst, kannst du bewusst entscheiden, was du wirklich glauben – und leben – willst.
  2. Du verstehst dich selbst besser.

    Viele innere Konflikte und Gedankenkarusselle („Ich will Veränderung – aber was, wenn …?“) lassen sich auf widersprüchliche Überzeugungen zurückführen. Erkenntnis ist der erste Schritt zur Lösung.
  3. Du wirst freier.

    Du löst dich Schritt für Schritt von einschränkenden Denkmustern und entdeckst neue Möglichkeiten: für deinen Beruf, für deine Rolle im Leben – für dich selbst.

Berufung ist kein Luxus

Der vielleicht größte Irrglaube: “Ja, aber nicht jeder kann jetzt plötzlich was Sinnvolles machen wollen”„Berufung ist nur was für Privilegierte.“
 Dabei geht es für mich nicht um große Visionen oder Selbstoptimierung – sondern um eine existenzielle Frage:
 Wer bin ich? Was kann ich beitragen? 

Auch ein Job am Fließband leistet einen Beitrag für die Gemeinschaft. Die Fragen, die dahinter stehen sind: “wobei helfe ich, wenn ich da arbeite?” und “welche meiner Fähigkeiten kann ich hier einbringen?” oder “wieviel Verantwortung möchte ich tragen?”
Berufung ist für jeden Menschen etwas anderes, Purpose ist individuell und nicht immer laut oder spektakulär. Es beginnt im Kleinen – mit dem, was dich lebendig fühlen lässt. Und ja, auch mit der Auseinandersetzung mit deinen Ängsten und alten Überzeugungen. Ich ermutige Menschen sich dessen für sich selbst bewusst zu werden und danach zu handeln.

Wie kannst du dich mit deinen Glaubenssätzen auseinander setzen? – z. B. mit The Work

Glaubenssätze aufzulösen bedeutet nicht, sie einfach zu ignorieren oder positiv zu überpinseln. Es geht darum, sie bewusst zu hinterfragen – ehrlich, mutig und liebevoll.
Hast du bestimmte Glaubenssätze für dich identifziert, dann kann The Work von Byron Katie eine kraftvolle Methode sein. Sie besteht aus vier einfachen, aber tiefgehenden Fragen, die du auf jeden belastenden Gedanken anwenden kannst:

  1. Ist das wahr?
  2. Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?
  3. Wie reagierst du, was passiert, wenn du diesen Gedanken glaubst?
  4. Wer wärst du ohne diesen Gedanken?

Und anschließend: Kehre den Gedanken um.
 Suche nach Beispielen, in denen das Gegenteil ebenso (oder sogar mehr) wahr sein könnte.

Ein Beispiel Glaubenssatz: „Ich darf erst losgehen, wenn ich perfekt vorbereitet bin.“


Ist das wahr?

„Nein. Niemand verbietet mir das im Grunde.“


Kann ich mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist? 

„Nein. Ich kenne auch Leute, die unperfekt einfach Sachen machen.“

Was passiert, wenn ich diesen Gedanken glaube? 

→  „Ich starte nie etwas. Ich grüble ewig und verliere mich im unerreichbaren Kampf Perfektion zu erlangen. Denn ich bin keine Maschine. Menschen sind fehlerhaft, das ist normal.“


Wer wäre ich ohne diesen Gedanken? 

→  „Frei, ungehemmt, lebendig. Ich würde das einfach machen, was ich will und für richtig halte. Ich wäre liebevoller mit mir und meinen Fehlern.“

So entstehen neue Perspektiven – und oft auch ein echtes Aufatmen. 
Umkehr: „Ich darf auch unperfekt losgehen und Dinge starten.“

Tipp: Sammle zuerst deine belastenden Gedanken. Notiere dann jeweils deine Antworten. Unser Verstand dreht gern Kreise – aber durch das Schreiben entsteht Klarheit.

Fazit: Berufung beginnt bei deinem Beruf. Sie beginnt bei dir.

Der erste Schritt ist nicht der perfekte Businessplan oder die Kündigung. Der erste Schritt ist die ehrliche Innenschau:
 

Welche Überzeugungen und Glaubenssätze lenken mich? 

Welche Wahrheit möchte ich stattdessen leben?

Wenn du den Mut hast, deine Glaubenssätze zu entlarven, gewinnst du etwas Unbezahlbares: deine innere Freiheit.

Inspiration zum Weiterdenken

Es ist nie zu spät, sich zu fragen: Bin ich bereit, die Arbeit zu tun, um meine eigene Seele zu leben?

Alles Liebe, Sandra